Wir hoffen, damit auch zur Klärung offener Fragen der Bürgerinnen und Bürger beitragen zu können.
Die Risiken
Die Chancen
Ausbau des Fernwärmenetzes
Die gemeindeeigene GEA, unter der die Geothermie laufen soll, verkauft die Fernwärme zu einem sehr günstigen Preis an die Gemeindewerke. Diese verkaufen die Fernwärme an den Endkunden. Aus dem Gewinn wird der Ausbau des Fernwärmenetzes finanziert.
Das Bohrrisiko
Beim Besuch mehrerer Geothermie-Anlagen wurde klar, daß nicht alle Bohrungen glatt verlaufen. Irgendetwas ist immer. Doch die auftretenden Probleme bekam man alle in Griff. Die Firma Erdwerk, die für die Gemeinde tätig ist, hat eine detaillierte Risiko-Matrix für die Bohrungen erstellt. Diese konnte bei einem Termin bei den Gemeindewerken am letzten Montag eingesehen und mit Fachleuten besprochen werden (Für unsere Fraktion nahm Ulrike diesen Termin wahr). Für große Schäden, die auch bei aller voraussehenden Planung nicht ausgeschlossen werden können (z.B. »Lost in Hole«), wird eine Bohrleistungsversicherung abgeschlossen. Mit einem Zeitplan von etwa 85 Tagen pro Bohrung und 13 Monaten für den Bau des Kraftwerks ist der angestrebte Netzanschluss im letzten Quartal 2017 zu schaffen.
Das Fündigkeitsrisiko
Klar ist: Niemand weiß genau, wie es da unten aussieht. Der alte Bergmannspruch »Vor der Hacke ist es dunkel« gilt trotz großem technischen Fortschritt immer noch. Die Wahrscheinlichkeit, im Malm auf förderbares heißes Wasser zu stoßen, wurde mit zwei verschiedenen Methoden ermittelt.
- Statistische Berechnung: Das Leibniz-Institut in Hannover hat – verkürzt dargestellt – 83 Geothermie-Bohrungen in der Umgebung Holzkirchens genommen und auf ihre Fündigkeit überprüft. Und daraus eine Wahrscheinlichkeit berechnet. Das Ergebnis ist immer abhängig von der Schüttungsrate und von der Absenkung (und einigen weiteren Parametern wie Strömung und Viskosität). Es läßt sich also nicht auf einen Wert reduzieren. Die in den Medien verbreitete Wahrscheinlichkeit von 80 % trifft auf eine Schüttung von 100 l/s und eine Absenkung von 400 m zu. Für eine Schüttung von 60 l/s ist die Wahrscheinlichkeit 92 %. Wohlgemerkt handelt es sich dabei um eine statistische Berechnung! Die vorhandenen Vorbefunde der Bohrungen, z.B. die Art der Seismik, spielten keine Rolle.
- Die geologische Bewertung der Firma Erdwerk halten wir daher für wichtiger: Die Ergebnisse der 3-D-Seismografischen Untersuchung und die vorhandenen Daten aus den Erdölbohrungen bis in 4.500 m Tiefe sind wichtige Indizien dafür, daß sich in 5.000 m Tiefe förderbares Wasser befindet. Ganz so dunkel ist es bei uns in Holzkirchen vor der Hacke also nicht mehr.
Sollte trotz Bohrloch-Stimulation und ggf. Side-Track-Bohrung die Fündigkeit nicht gegeben ist (sprich: Schüttung liegt unter 50 l/s), dann ist die Geothermie laut Wirtschaftlichkeitsanalyse nicht rentabel zu betreiben. Das Bohrloch wird deshalb zwar nicht zugeschüttet. Etwas Energie ist immer zu holen, z.B. mittels einer tiefen Erdwärmesonde. Aber die Gemeinde hat dann 10–12 Millionen fehlinvestiert.
Das finanzielle Risiko
sind diese 10–12 Millionen Euro. Die müssen in die erste Bohrung investiert werden, um zu wissen, ob wir fündig werden. Zehn Millionen sind bereits seit 2014 im Haushalt eingestellt. Etwa die Hälfte davon sind Gelder, die die Gemeinde tatsächlich hat. Die andere Hälfte ist ein geplanter, bereits genehmigter Kredit (auch steht ein Zuschuß der KfW in Aussicht).
Wenn die erste Bohrung fündig ist, kann die zweite Bohrung und der Bau des Kraftwerks über weitere Kredite finanziert werden (ca. 30 Mio). Der Haushalt der Gemeinde wird dadurch aber nicht weiter belastet, weil diese Finanzierung innerhalb der Gemeindewerke ablaufen wird und auf eine ständige Liquidität ausgelegt ist – aus der Geothermie. Inklusive Rückzahlung der investierten Summe der Gemeinde, selbstverständlich inklusive Rücklagenbildung für die Instandhaltung und sogar für den Bau eines komplett neuen Kraftwerks nach 20 Jahren!
Der Haushalt der Gemeinde würde auch bei Verlust von 10 Millionen Euro leistungsfähig genug bleiben. Wir blieben handlungsfähig. Wenn dem nicht so wäre, dürfte man dem Projekt nicht zustimmen. Klar ist aber auch: Das Geld fehlte natürlich für andere Projekte (siehe Exkurs 2).
Exkurs 1: Dauernde Leistungsfähigkeit einer Gemeinde Ein wesentlicher Anhaltspunkt für die Beurteilung der dauernden Leistungsfähigkeit ist bei kameralen Haushalten die Höhe der Zuführung vom Verwaltungs- zum Vermögenshaushalt (§ 22 Abs. 1 KommHV-Kameralistik). Weitere Kriterien:
- vorhandene Belastungen (Schulden, kreditähnliche und sonst. Verpflichtungen)
- Bemühen um eine sparsame und wirtschaftliche Haushaltsführung
- Ausschöpfungsgrad der Einnahmemöglichkeiten
- zu erwartende Entwicklungen insbesondere nach Finanzplan und Investitionsprogramm unter besonderer Berücksichtigung des Rücklagenstandes
- Entwicklung des laufenden Jahres (möglicher Fehlbetrag)
- mögliche Bedarfszuweisungsanträge in den Vorjahren.
Exkurs 2: Lieber doch in Sportstätten investieren? Wenn die Geothermie nicht kommt, dann steht das veranschlagte Geld nicht für andere Projekte (wie etwa Sportstätten) zur Verfügung. Die Kredite werden nur für die Geothermie aufgenommen. Nur die fünf Millionen bereits vorhandener Eigenmittel stünden der Gemeinde für andere Projekte zur Verfügung.Dank EEG ist nach einer erfolgreichen Bohrung der eigentliche Betrieb der Anlage mit keinem finanziellem Risiko verbunden. Die Refinanzierung läuft ganz überwiegend über die auf 20 Jahre staatlich garantierte Einspeisevergütung für den regenerativ erzeugten Strom. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung basiert daher auch nicht auf einer deutlichen Steigerung der Wärmeabnahme.
Zeitliches Risiko
Ziel ist, im letzten Quartal 2017 Strom ins Netz einzuspeisen. Die durch das EEG garantierte Vergütung sinkt nämlich ab 2018. Damit sinkt dann natürlich auch die Rentabilität. Abhängig vom Zeitpunkt und abhängig von der Schüttung. Die Liquidität ist auch bei einem Anschluss in 2018 noch
gegeben.
Ab 2019 würde es kritisch.
Wir haben also einen zeitlichen Puffer von einem Jahr. Den sollten wir aber wirklich nicht ausreizen.
Die Chancen
Ausbau des Fernwärmenetzes
Dieser Ausbau wäre ohne Geothermie kaum möglich, da nicht finanzierbar. Die Gewinnspanne beim Einkauf von fossilen Brennstoffen, aber auch beim Betrieb einer gemeindeeigenen Hackschnitzel-Heizung wäre dafür nicht groß genug.
Stabile Preise
Der Preis der Geothermie-Fernwärme in Gemeindehand ist nicht mehr abhängig von den Preisschwankungen von Erdgas oder auch von Hackschnitzeln. Die Fernwärme wird für den Kunden aber nicht billiger. Allein schon aus Gerechtigkeitsgründen gegenüber den Einwohnern, denen Fernwärme (noch) nicht zur Verfügung steht. Aber der Preis wird langfristig berechenbar und stabil.
Vorteile für die Infrastruktur
Die gemeindeeigenen Gebäude, Schulen, Rathaus usw. können mit der Geothermie-Fernwärme beheizt werden. Auch das Schwimmbad! Und langfristig könnte sogar ein Freibad realisiert werden. Beheizt aus der Wärme des Thermalwassers, bevor es wieder zurück in die Tiefe geht. Gewissermaßen als »Abfallprodukt« der Geothermie.
Finanzieller Gewinn – für alle
Je nach Schüttung, Temperatur und Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Kraftwerks macht die Gemeinde Gewinn. Unsere Wirtschaftlichkeitsberechnungen sind dabei ganz bewusst sehr, sehr konservativ gehalten. Wir wollen das Projekt ja ausdrücklich nicht »schöngerechnet« haben.
Bei einem »mittleren Szenario« sind 16 Millionen Euro Gewinn zu erwarten (auf 20 Jahre verteilt). Wir sprechen hier von Geld, das der Gemeinde und damit allen Holzkirchnern zusätzlich zur Verfügung steht.
Der ganze Ort kann also gewinnen!
Ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz bei Versorgungssicherheit
Die künftig gelieferte Fernwärme wird nicht mehr »konventionell« aus Öl und Gas erzeugt, sondern aus regenerativer Energie, nachhaltig und CO₂-neutral. Vor Ort – unabhängig von Rohstofflieferungen aus anderen Staaten. Mit der Holzkirchner Geothermie können rechnerisch täglich 50.000 Liter Öl eingespart werden.
Nach menschlichem Ermessen ist das Wärmereservoir der Erde unerschöpflich. Die Wärme im Erdinneren entsteht durch natürliche radioaktive Zerfallsprozesse. Die Wärmeentnahme durch die Geothermie fällt dagegen nicht ins Gewicht, die Geothermie gilt daher regenerativ. Eine Beschränkung gibt es lediglich durch die Haltbarkeit der Bohrung (geschätzt 50 Jahre, bei der Wirtschaftlichkeitsanalyse mit 30 Jahren angesetzt) und durch die Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Erschließungstechniken.
Die Geothermie ist grundlastfähig. Die Erdwärme kann unabhängig von Tages- und Jahreszeiten und von klimatischen Bedingungen rund um die Uhr genutzt werden. Sie kann jederzeit nach Bedarf verwendet werden, als Fernwärme oder als Strom.
Das Geothermieprojekt kann künftig etwa 1/3 des gesamten Holzkirchner Strombedarfs und 50% des Wärmebedarfs liefern. Rein rechnerisch. Denn jeder Bürger kann seinen Stromanbieter selbst aussuchen, jede Bürgerin sich für ihre bevorzugte Energieform entscheiden.
Wer sich ernsthaft dafür einsetzt, die Welt vor dem Klimakollaps zu retten, muß auf regenerative Energien umsteigen. Wir haben jetzt die Chance, lokal zu handeln. Und diese verantwortungsvolle Aufgabe nicht auf »die anderen« schieben.
»Global denken, lokal handeln« ist ein alter Leitspruch der Grünen. Dazu haben wir jetzt die Chance.
Die sollten wir nach sehr gewissenhafter und sorgfältiger Abwägung zwischen dem verbleibenden Risiko und den Möglichkeiten, die sich für alle Holzkirchner ergeben, auch nutzen!
Weitere Informationen
Ökologische Aspekte der tiefen Erdwärmenutzung (gfz Potsdam).
Die sollten wir nach sehr gewissenhafter und sorgfältiger Abwägung zwischen dem verbleibenden Risiko und den Möglichkeiten, die sich für alle Holzkirchner ergeben, auch nutzen!
Ökologische Aspekte der tiefen Erdwärmenutzung (gfz Potsdam).
Ökologische Aspekte der Geothermie (Bundesverband Geothermie).
Gemeindewerke Holzkirchen, verschiedene pdf-Dateien.
Alle Posts zu Geothermie und Energie.
Zum aktuellen Post.
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