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Samstag, 28. Juli 2012

Steuergelder, Speichersee und Sudelfeld

In der Kreistagssitzung am 25. Juli wurde auch unsere Anfrage zum Sudelfeld vom Landrat Kreidl beantwortet. Bei den neuen Investitionen im Skigebiet bei Bayerischzell geht es um neue Liftanlagen, Modernisierung des Parkplatzes und des Kassenbereichs, um etwa 70 km Leitungen für etwa 250 Schneekanonen und um einen Speicher-»Teich« (mit einem Fassungsvermögen von etwa 15 Millionen Litern wohl eher ein See!). Die Genehmigung dieses Speichersees ist entscheidend dafür, ob weitere Investitionen gemacht werden. Laut Landrat liegt ein ordnungsgemäßer Antrag der Betreibergesellschaft vor – offensichtlich aber eben doch nicht, denn mangels wichtiger Unterlagen (Ausgleichsflächen sind noch nicht gesichert) ruht das Verfahren bis auf weiteres.
Der Landrat wird den Umweltausschuß und den Kreistag selbst nur dann einbeziehen, wenn er muß
(hinsichtlich einer Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet »Oberstes Leitzachtal und seiner Umgebung«). Wahrscheinlich kann über die ganzen Zuleitungen auf Verwaltungsebene entschieden werden – ohne Kreistag! Der Landrat bleibt aber bei seiner Aussage vom März 2012, den Speichersee »außerhalb des Schutzgebietes zu bauen und behutsam zu integrieren«. Man muß wissen, daß Uneinigkeit darüber besteht, ob es hier ein »außerhalb des Schutzgebietes« überhaupt gibt. Die Meinungen gehen darüber auseinander, ob das ganze Sudelfeld zum LSG gehört oder nicht. Der Grund dafür ist offenbar eine Verschiebung der Landkreisgrenzen. Interessantes hierzu in einer Pressemitteilung des Bund Naturschutz.

Der Sachverhalt wurde sachlich vorgetragen. Dann aber gab es emotionale Beiträge. Der Bürgermeister von Fischbachau mahnte, diese einmalige Chance für den ganzen Landkreis nicht verstreichen zu lassen. Man dürfe den »Anschluß« nicht verlieren. Und man solle es machen wie in Österreich: Da gebe es das Gentleman-Agreement, da, wo alles schon versaut ist, weiterzumachen, und das Unberührte unberührt zu lassen. Ein Brief des Bürgermeisters von Bayrischzell wurde verlesen: Das Sudelfeld sei von existentieller Bedeutung und der Ausbau ohne Alternative. Ein Kreisrat forderte den Ausbau des Sudelfelds auch für den Sommertourismus.

Man konnte den Eindruck bekommen, daß ohne diesen Speichersee und die 250 Schneekanonen der Landkreis total auf den Hund kommt. Ich sehe, daß diese Menschen sich durchaus für ihre Heimat engagieren und das vermeintlich Beste für sie wollen: nämlich wirtschaftliches Wachstum, weil sie damit Wohlstand verbinden – doch das stimmt eben nicht. Ich bin überzeugt, daß wirtschaftliches Wachstum ohne Grenzen und um jeden Preis nicht das Beste für unsere Heimat ist. Im Gegenteil.
Wir brauchen doch nicht den »Anschluß« an die österreichischen Tourismushochburgen: dazu sind unsere Berge doch zu niedrig. Wir brauchen etwas, das uns ganz deutlich davon unterscheidet. Wer in der Wirtschaft (!) etwas erreichen will, der sucht doch ein Alleinstellungsmerkmal, der setzt sich doch ab von der Masse!

Wir Grüne haben mehrere Gründe, gegen den Ausbau des Sudelfelds zu sein. Generell haben wir etwas gegen Schneekanonen (aus ökologischen Gründen), wir haben auch etwas gegen Landschaftsverschandelung und Flächenverbrauch – in diesem Fall haben wir aber auch etwas dagegen, daß das private Projekt mit Steuergeldern finanziert werden soll. Dabei ist die Investition kurzsichtig: in 15 Jahren habe sich das Ganze voraussichtlich amortisiert, und wenn danach die Winter auch für Kunstschnee zu warm sind, mache das ja nichts mehr. Nachhaltiges und verantwortliches Wirtschaften sieht anders aus!
 
Die Mehrheit im Kreistag war aufgebracht, weil Umweltverbände und Aktivisten das Thema aufgegriffen haben und zum Demonstrieren auf den Berg kommen. Es sei eine unangebrachte Einmischung von außen, von Nicht-Landkreisbewohnern. Was ist das für eine Ansicht? Es geht zum einen um die Steuergelder aller, die ver(sch)wendet werden sollen, es geht zum anderen um die Umsetzung von Alpenkonvention, Umweltschutz usw., die alle angeht, und es geht um unsere Umwelt, die sich nicht an Verwaltungs-Grenzen orientiert.

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