Am 15.12.2020 beschloss der Gemeinderat, wie es mit dem Ortsbus weitergeht.
Mehr zum Beschluss vom 15.12.2020 gibt es in Ulrikes Bericht . In aller Kürze: Es wird nur noch eine Linie ausgeschrieben, die durch ein Rufbussystem ergänzt werden soll. Die Buslinie, die die beiden Gewerbegebiete Ost und Nord anbindet, soll ab September 2022 an Wochentagen im Halbstundentakt bedient werden. Das ist eine deutliche Verstärkung und daher eine richtige Entscheidung. Das Rufbussystem soll ganz Holzkirchen mit virtuellen Haltestellen überziehen, zu denen per App oder Anruf ein Bus gerufen werden kann. Auch das ist eine gute Sache.
Wir Grüne sind aber zu dem Schluss gekommen, dass das nicht ausreicht. Deshalb haben wir einen Antrag auf eine weitere Ortsbus -Linie gestellt.
Eine Ortsbus-Linie ist zu wenig
Eine einzige Ortsbuslinie und ein neues Rufbussystem reichen nach unserer Auffassung nicht aus, um eine Verkehrswende in Gang zu bringen, bei der immer mehr Holzkirchnerinnen und Holzkirchner ihr Auto stehen lassen - oder gar komplett auf ein Auto verzichten. Dazu muss das öffentliche Mobilitätsangebot sehr viel besser sein. Besonders stört uns, dass die neue Linie im Kern nur Pendler*innen bedient, die von außerhalb zu Holzkirchner Arbeitsplätzen kommen. Außerdem werden die beiden großen Ortsteile Großhartpenning und Föching, in denen jeweils über 1.000 Menschen leben, künftig ganz vom Ortsbusverkehr abgeschnitten.
Das Rufbussystem wird nicht dazu führen, dass ein nennenswerter Teil der Menschen, die aus diesen Ortsteilen regelmäßig nach Holzkirchen pendeln, um zu arbeiten oder in einen Zug zu steigen, sich des Rufbusses bedient. Denn der Rufbus kommt nicht zu festen Zeiten, ist nicht sicher kalkulierbar, wie eine Ortsbuslinie mit festem Fahrplan.
Rufbus und Expressbus = Attraktives Angebot
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Der Rufbus kann attraktive Buslinien ergänzen, aber nicht ersetzen.
Das bisherige Ortsbussystem hatte auch die Aufgabe, kleinere, recht abgelegene Ortsteile wie Buch, Sufferloh und Kleinhartpenning anzubinden. Diese Ortsteile mit einer dichten Taktung anzusteuern, ist unbezahlbar. Seltene, unregelmäßige Bussverbindungen aber werden schlecht angenommen. Ein Teufelskreis, der durch ein Rufbussystem vielleicht durchbrochen werden kann.
Der Rufbus schafft die Voraussetzung für attraktive Express-Buslinien. Genau darauf zielt unser Antrag. Wir wollen eine Expressbuslinie schaffen, die Sachsenkam und Großhartpenning mit dem Holzkirchner Ortszentrum und Bahnhof verbindet. Direkt. Sie soll unabhängig von den Schul- und Ferienzeiten an Werktagen von 7:00 bis 19:00 stündlich an den Takt der Regionalzüge angepasst fahren. Das wäre ein attaktives Angebot für die rund 2500 Menschen in Sachsenkam und Hartpenning und eine echte Verkehrsentlastung für Holzkirchen.
Wir sehen zwei Wege, dieses Ziel zu erreichen:
Zum einen könnte der Expressbus in die bestehende Buslinie 9553 integriert werden, die von Lenggries über Waakirchen und Sachsenkam nach Holzkirchen führt. Der Fahrplan ist momentan ein reines Durcheinander: Der Takt unregelmäßig; manche Busse halten in Reutberg, Babenberg und Kleinhartpenning - und andere nicht. Manche fahren nur an Schultagen, andere nur an Dienstagen und Donnerstagen oder nur an Wochentagen in Schulferien. Es ist logisch, dass das nicht funktioniert.
Aber es wäre technisch möglich, viele neue Fahrten von Sachsenkam über Hartpenning nach Holzkirchen in diesen Plan zu integrieren, ohne ein völlig neues System ausschreiben zu müssen.
Oder man könnte die Expressbuslinie als Pilotprojekt für eine landkreisübergreifende Expressbuslinie im ländlichen Raum anmelden und nach einem neuen bayerischen Förderprogramm und beantragen, dass der Freistaat rund 55% der Defizite aus den ersten vier Jahren übernimmt.
Guter ÖPNV funktioniert
Aus der Fraktion der CSU kam sofort Widerspruch zu unserem Antrag, offenbar noch bevor er ganz gelesen und verstanden wurde. Auch wir Grüne sehen natürlich, dass die bisherige Ortsbuslinie 4 und die RVO Linie 9552 kein sinnvolles Angebot sind und die Busse zu oft ohne nennenswerte Fahrgäste fahren.
Gerade deshalb wollen wir eine Expressbuslinie, die anders aussieht. Dass ein gutes Angebot die Fahrgastzahlen nach oben treibt, dafür kennen wir alle ein Beispiel: Im ersten Jahr der BOB fuhren rund 4500 Personen pro Tag mit den neuen Integralzügen. Trotz aller technischen Probleme war schon das eine Steigerung, die auf den damals neu eingeführten Stundentakt zurückzuführen war. Nur fünf Jahre später waren es bereits 18.000 Fahrgäste pro Tag ...
Der ÖPNV kann funktionieren und einen relevanten Beitrag zum Umweltschutz und eine bessere Lebensqualität für die Menschen leisten. Dafür aber muss das Angebot stimmen.
Dafür setzen wir uns ein. Weil wir hier leben.