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Montag, 2. September 2019

Südumfahrungen: Bürgervereinigung und Bund Naturschutz fordern Klarheit II

Mit einem offenen Brief hatten die "Bürgervereinigung gegen die Umgehungsstraßen" und der "Bund Naturschutz Holzkirchen" Bürgermeister Olaf von Löwis und die Fraktionsvorsitzenden an das Versprechen erinnert, dass in Sachen Südumgehung am Ende die Holzkirchner Bürgerinnen und Bürger das Wort haben dürfen. Die Kandidaten, bzw. Fraktionen, sollten noch rechtzeitig vor Beginn des Kommunalwahlkampfes und vor der Veröffentlichung der konkreten Trassenvorschläge durch die Bauverwaltung ihre Position zu dem weiteren Vorgehen der Gemeinde darlegen.

Lesen Sie hier die Antwort unseres designierten Bürgermeisterkandidaten und Fraktionssprechers Robert Wiechmann ...


Sehr geehrte Vorsitzende,
Lieber Peter, lieber Fred,

Vielen Dank für Euer „Offenes Schreiben“ in Sachen Südumfahrung.
Ich darf als Fraktionssprecher und designierter Bürgermeisterkandidat von Bündnis 90/Die Grünen antworten:

„Die Zeit für den Bau von Umgehungsstraßen ist eindeutig vorbei.“
Ex-MdB Josef Göppel (CSU), derzeit Energiebeauftragter des BMZ für Afrika, im Rahmen einer Veranstaltung der Raiffeisenbank Holzkirchen zum Thema Nachhaltigkeit, Januar 2019

Das Schreiben der BV und des BN Holzkirchen zum Thema Südumfahrung ist wichtig und kommt zum genau richtigen Zeitpunkt.

Fakt ist, dass die Staatliche Bauverwaltung über kurz oder lang, mutmaßlich noch in diesem Herbst/Winter, erstmals konkrete Trassenvorschläge zu den Umfahrungen Holzkirchen, Hartpenning und Kurzenberg präsentieren wird. Die Bauverwaltung kann ihr Handeln dabei auf den Bundesverkehrswegeplan stützen, nach dem alle drei Umfahrungen Planungsrecht haben. Der Bundesverkehrswegeplan hat Gesetzesrang und wurde in der vergangenen Legislaturperiode von der Koalition aus CDU/CSU und SPD beschlossen.

Wir haben uns als Fraktion und als Ortsverband im Rahmen der Anhörungen zum Bundesverkehrswegeplan und der „Bürgerbeteiligung“ zu konkreten Trassenvorschlägen jeweils intensiv mit der Materie befasst und uns beide Male grundsätzlich gegen den Bau einer Südumfahrung ausgesprochen. Der mögliche Nutzen einer Südumfahrung steht für uns in keinem Verhältnis zu der mit dem Bau verbundenen Landschaftszerstörung und dem damit verbundenen Flächenverbrauch. Zudem sehen wir nicht zuletzt über das gemeindliche „Integrierte Mobilitäts- und Ortsentwicklungskonzept“ wichtige Stellschrauben aufgezeigt, den motorisierten Individualverkehr auch ohne eine Südumfahrung nachhaltig verringern zu können.

Siehe auch:
Link zur Stellungnahme Ortsverband zum Bundesverkehrswegeplan

Wie soll die Gemeinde, der Gemeinderat Holzkirchen mit den Trassenvorschlägen der Bauverwaltung nun umgehen? Dass wir als Marktgemeinde in dieser Bundesangelegenheit vorab überhaupt gehört werden, wurde mehrfach zugesagt.

Als Grüne sind wir der Meinung, dass diese Zusagen auch immer die Möglichkeit beinhaltet haben, alle vorgeschlagenen Trassen ablehnen zu können. Eine Wahl nur zwischen verschiedenen Trassenvarianten löste den jahrzehntelangen Streit nicht.

Eine Abstimmung im Gemeinderat wäre natürlich grundsätzlich möglich. In diesem Falle wäre unsere Haltung klar, eindeutig und geschlossen: Nein zur Südumfahrung! Eine Ablehnung aller Trassen durch den Gemeinderat allein brächte aber mutmaßlich sehr wenig: Der nächste Schritt wäre wohl zwangsläufig ein Bürgerbegehren der Befürworter gegen diesen Beschluss.

Deshalb sehen wir nach derzeitigem Stand nur den Weg einer Entscheidungsfindung über ein Ratsbegehren, oder eine Bürgerbefragung, als zielführend an. Mit einem von der Gemeindeverwaltung gestalteten Text, der
  • auch ein Votum gegen die Südumfahrung(en) insgesamt ermöglicht und der 
  • von Gegnern und Befürwortern einer Südumfahrung als fair akzeptiert werden kann
Neben einer klaren Entscheidung ermöglichte dieses Vorgehen auch die Befriedung eines jahrzehntelangen Streits. Denn, ein in einem fairen Prozess zustande gekommenes Bürgervotum zu rechtskonformen Trassenvorschlägen der zuständigen Fachbehörde gilt es dann politisch auch zu akzeptieren.

Wichtig: Die Formulierungen sind dabei nicht ganz einfach zu finden, denn Rats- oder Bürgerbegehren dürfen sich nur auf das gemeindliche Handeln beziehen. Deshalb kommt Euer Schreiben zur richtigen Zeit. Man muss sich bereits jetzt erste Gedanken machen, wie das Ganze rechtskonform ablaufen könnte.

Als Bürgermeisterkandidat werde ich mich sehr klar für ein faires Ratsbegehren (o.ä.) einsetzen, in dessen Rahmen ich mich persönlich - wie auch bisher schon - für die „Variante Null“, also gegen den Bau einer Südumfahrung aussprechen werde.

Im Falle meiner Wahl zum ersten Bürgermeister der Marktgemeinde sähe ich mich in meinem Handeln als Bürgermeister selbstverständlich an das Ergebnis des Bürgervotums gebunden.

Vielen Dank für Eure Anfrage. Meine Antwort dürft Ihr selbstverständlich an Eure jeweiligen Mitglieder kommunizieren.

Holzkirchen, den 22.08.2019

gez.

Robert Wiechmann, Fraktionssprecher Bündnis 90/Die Grünen Marktgemeinderat Holzkirchen