Oder: Sind die Holzkirchner Gemeinderäte viel doofer als ihre Warngauer Kollegen?
Es ist vornehme Aufgabe der Presse, aus gebotener Distanz über das politische Geschehen zu berichten und ggf. vorhandene Missstände aufzuzeigen.
Das funktioniert in Deutschand auch ganz wunderbar. Der Großteil der Welt beneidet uns um unsere freie Presse ebenso wie um unsere demokratischen Strukturen.
Unsere freie Gesellschaft basiert auf dem mündigen Bürger.
Dass der seinerseits gut beraten ist, Veröffentlichungen bestimmter Medien auch kritisch zu hinterfragen, zeigt die folgende kleine Geschichte um einen Artikel in der »Holzkirchner Stimme« zum Bau der neuen Kindertagesstätte in der Erich-Kästner-Straße.
Am 28.05. veröffentlicht die »Holzkirchner Stimme« einen Beitrag zum Bau der neuen Kindertagesstätte.
Die Kernbotschaften lauten:
- In Warngau wie in Holzkirchen werden vergleichbare Kindertagesstätten gebaut.
- Bei der Kindertagesstätte in Holzkirchen handelt es sich um einen Luxusbau, der am Ende doppelt so teuer werden wird wie das Gebäude in Warngau.
- Während in Warngau alles im geplanten Rahmen bleibt, »explodieren« in Holzkirchen die Kosten gegenüber der ursprünglichen Planung (»Kosten im Höhenflug«).
- Die Holzkirchner Gemeinderäte scheinen ziemlich doof und die Gemeindeverwaltung unfähig.
Nun kommt natürlich, was kommen muss. Anonyme Schreiber kommentieren den dank »Holzkirchner Stimme« aufgedeckten Skandal:
»Untersuchungsausschuss!«
»Kommunalaufsicht!«
»Nur in Holzkirchen wird ohne Ausschreibung vergeben!«
Und ganz nebenbei wird auch noch ein namentlich genannter Architekt diskreditiert ...
Das Dumme nur:
So gut wie nichts an dem Artikel ist richtig und wahr.
Weder die Grundlagen des Vergleichs, noch die Behauptung, in Holzkirchen gingen die Kosten durch die Decke ...
Dementsprechend gehen natürlich auch alle Kommentare völlig ins Leere.
Die Gemeinderäte Dasch und Wiechmann weisen die »Holzkirchner Stimme« noch am gleichen Tag darauf hin, dass die Berichterstattung an den Fakten vorbeigeht.
Am nächsten Tag wird der Artikel immerhin durch 4 Sätze relativiert (»Aktualisierung«) und umbenannt: Aus »Doppelter Preis – gleiche Leistung« wurde »Weniger Kinder – kein Hackschnitzel«
Der Artikel bleibt aber bis heute im Netz stehen, wiewohl sich die Grundlagen des Artikels nachweislich als falsch erwiesen haben. Die fehlerhafte Behauptung zu den angeblich gestiegenen Kosten wird gar nicht zurückgenommen.
Was lernen wir daraus?
Vorsicht bei der Berichterstattung zu angeblichen»Skandalen« oder »politischen Aufreger« auf gemeindlicher Ebene in Holzkirchen.
Im Gemeinderat Holzkirchens hat aktuell keine Fraktion eine Mehrheit hinter sich. Es gibt keine Regierung, schon gar keine Opposition.
Man ist auf konstruktive Zusammenarbeit angewiesen, will man etwas für die Holzkirchner Bürger bewegen. Das klingt – und ist teilweise ! – langweilig, ist aber produktiv und klappt derzeit über alle Fraktionen hinweg eigentlich sehr gut.
(Mobilitätskonzept, Geothermie, Haushalt ...)
Dabei haben wir genügend echte Probleme in Holzkirchen.
Aus grüner Sicht seien hier nur beispielhaft das aus unserer Sicht zu schnelle (wirtschaftliche) Wachstum der Gemeinde, der damit einhergehende Flächenverbrauch und der Mangel an günstigem Wohnraum genannt. Probleme, zu deren Lösung die Fraktionen höchst unterschiedliche Lösungsansätze haben. So ganz langweilig wird es also bestimmt nicht.
Wir jedenfalls arbeiten.
Wie alle anderen Gemeinderäte in unserer Freizeit, neben unseren eigentlichen Berufen und Aufgaben. Unaufgeregt, an sachlichen Lösungsansätzen orientiert.
Anonyme Kommentare im Netz haben dabei für uns übrigens auch weiterhin keinerlei Bedeutung.
Oder, frei nach Valentin: »Die ignorieren wir nicht einmal«.
Zum Artikel der »Holzkirchner Stimme«.
Zum aktuellen Post.