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Sonntag, 12. Mai 2019

Verbesserungen für den Radverkehr in der Münchner Straße

Am vergangenen Dienstag beschloss der Orts- und Verkehrsplanungsausschuß des Marktgemeinderats mit großer Mehrheit zwei Maßnahmen aus dem "Integrierten Verkehrskonzept" für die Münchner Straße. In der Debatte zeigte sich auch, wir rückständig Bayern in der Verkehrspolitik ist und wie langsam sich die CSU-Staatsregierung in Richtung Zukunft bewegt.

Das erste Projekt bringt der Münchner Straße einen Radschutzstreifen vom Otterfinger Weg an der Nordseite des Bahnhofs bis zur Abzweigung in das ehemalige BayWa-Gelände. Für die bisher 200 – 400 Personen, die hier täglich mit dem Fahrrad fahren, bringt der Schutzstreifen mehr Sicherheit – sowohl praktisch als auch gefühlt. Außerdem werden weniger von ihnen verbotenerweise auf den Hochgehweg ausweichen, was gut für die FußgängerInnen dort ist.

Zuätzlich stellt der Bauhof in der Münchner Staße demnächst weitere moderne Fahrradständer auf.

Obwohl der Bürgermeister und auch die Verwaltung das Projekt sehr positiv vorstellten und es die Zustimmung von der großen Mehrheit der Auschussmitgliedern erhielt, entspann sich eine längere Diskussion. Ob die Radlerinnen und Radler sich nicht zu sicher fühlen würden, ob denn im Winter überhaupt jemand radelt, ob man denn auf die sechs Parkplätze, die dafür wegfallen müssen, wirklich verzichten kann, ob wirklich so viele Leute auf der Münchner Staße radeln, ob man nicht eigentlich viel mehr für den Fahrradverkehr tun müßte, aber doch bitte an anderer Stelle, ...

Am Ende stimmten nur drei GemeinderätInnen gegen das Projekt. Aber obwohl sie selbst in ihren eigenen Fraktionen eher Minderheitenmeinungen vertraten, entstand bei den Zuschauern und der anwesenden Journalistin wohl der Eindruck, das Ganze sei extrem umstritten. Das war es nicht.

Schon im Kommunalwahlkampf 1990 forderten wir Tempo 30.
Das zweite Projekt ist vorerst nur ein Forschungsprojekt der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK) in der Holzkirchen seit kurzem Mitglied ist. Sie ermöglicht es uns, für drei Monate im Sommer die ganze Münchner Straße zur Tempo 30-Zone zu machen. Vorher und währenddessen wird die Zahl der Radlerinnen und Radler auf der Straße erfaßt und das Projekt von der Fachhochschule in Nürnberg wissenschaftlich begleitet.

Da es nur ein Forschungsprojekt ist, werden wir wahrscheinlich nach den drei Monaten wieder auf die Höchstgeschwindigkeit 50km/h zurückgehen müssen. Erfahrungsgemäß bringt eine Geschwindigkeitsbegrenzung flüssigeren Verkehr, mehr Verkehrssicherheit, weniger Lärm und weniger Schadstoffe. Erforscht wird aber nur ein Parameter, nämlich die Sicherheit und Zahl der Menschen, die hier mit dem Fahrrad unterwegs sind. Damit sinnvoll eingeschätzt werden kann, ob die Geschwindigkeitsbegrenzung ihnen etwas bringt, darf der Schutzstreifen natürlich nicht kurz vor oder während des Forschungsprojekts aufgebracht werden. Aber es wird ohnehin noch etwas dauern, bis der Schutzstreifen praktisch kommt.

Das Innovative daran ist, daß es sich bei der Münchner Straße um eine Staatsstraße handelt, die dem Land Bayern gehört. Auf solchen Straßen ist es den Kommunen eigentlich nicht erlaubt, die Geschwindigkeit auf unter 50km/h zu begrenzen. Weil das Projekt sich auf Staatsstraßen beschränkt und nicht auch auf Bundesstraßen, können wir zudem die Tölzer Straße und Großhartpenning nicht mit aufnehmen – obwohl sich die Hartpenninger im Gemeinderat eben dies sehr gewünscht hätten.

Im Nachbarbundesland Baden-Württemberg ist Tempo 30 auf Landes- und Bundesstraßen innerorts der Normalfall. Auch eine dauerhafte, festinstallierte Geschwindigkeitsüberwachung, die eine sinnvolle Ergänzung zum Projekt und gerade für Großhartpenning sinnvoll wäre, ist den Kommunen in Bayern verboten. Auch das ist ein bayerischer Spezialfall zum Schutz von Menschen, die zu Lasten anderer und entgegen der geltenden Verkehrsregeln zu schnell fahren. In Tirol oder in Baden-Württemberg sieht man festinstallierte "Blitzer" auch auf dem Land und innerorts sehr häufig.

Von den beiden Projekten auf der Münchner Straße erhoffen wir uns nicht nur positive Effekte für Radlerinnen und Radler, sondern auch einen Verdrängungseffekt für Autos. Wer Holzkirchen umfahren will, hat zunehmend mehr Anreiz die Nordumgehung zu benutzen, wenn die Durchfahrt innerorts für Kfz immer unattraktiver wird.

Und hoffentlich nutzen auch die HolzkirchnerInnen selbst öfter das Fahrrad anstelle des Autos, denn wir selbst produzieren in Holzkirchen immer noch den den meisten motorisierten Individualverkehr.