»Welchen Tourismus wollen wir? Welche Heimat brauchen wir?« – diese Fragen sollten von Experten bei einer Podiumsdiskussion beantwortet werden. Dachte ich zumindest. Deshalb war ich im schönen Barocksaal im Schloß Tegernsee bei der Veranstaltung der SGT (Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal).
Ich hatte mir wirklich neue Impulse erhofft. Auch eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum erwartet. Aber auf dem Podium wurden bestehende Meinungen weiter zementiert, Fragen der Zuhörer waren leider nicht eingeplant.
Über die Veranstaltung kann man in den Berichten der Tegerseer Stimme und des Miesbacher Merkur lesen. An dieser Stelle meine Schwerpunkte.
Prof. Bausch, den ich schon beim ersten Grünen Tourismusgipfel im Dezember 2011 in Berlin kennengelernt hatte (zu seiner Präsentation), zeigt das Dilemma des Tourismus auf: durch die Globalisierung kennt und erwarten die Touristen normierte Standards (Übernachtungsmöglichkeiten, Erlebnisse etc.), zugleich sind sie auf der Suche nach dem Authentischen, dem Besonderen der jeweiligen Gegend, in die sie reisen. Die meisten Touristen – so Bausch – wollen Entspannung und Erholung, und keine spektakulären Dinge. Aber mit der romantischen Vorstellung vom »neugierig-zurückhaltenden Touristen, der freudig nimmt, was er gern bekommt« (Prof. Ganser), hat das trotzdem nichts zu tun.
»[...] Tourismus muss vielmehr als Wirtschaftsfeld begriffen werden und nicht ausschließlich als Spielfeld zur Darstellung der kommunal Verantwortlichen. Das beinhaltet auch die Frage nach der Verhältnismäßigkeit von Entscheidungen etwa für die Ansiedlung touristischer Einrichtungen, deren Risiko letztlich der Steuerzahler tragen muss. [...]«
Prof. Bausch, Zusammenfassung des Workshops »Grenzen des Tourismus«, Grüner Tourismusgipfel in BerlinDie Angebote und ihre Bewerbung prägen freilich die Art des Tourismus (Welche Gäste kommen mit welchen Erwartungen und wieviel Geld?). Wer aber bestimmt die Angebote?
Zuerst natürlich die – Achtung: Touristikersprache! – einzelnen »Leistungsanbieter«.
Und dann die Gesellschaft bzw. Politik, etwa durch Förderung von »Werteproduzenten«. Ein Beispiel dafür ist die Naturkäserei Tegernsee, die touristisch als authentisch, natürlich, ökologisch, attraktiv usw. vermarktet werden kann.
Ich bin überzeugt, daß der »knallharte Wirtschaftszweit Tourismus« (TTT-Chef Georg Overs) nicht im Gegensatz stehen muß zu einem qualitativ hochwertigen Tourismus mit nachhaltiger Entwicklung, regionaler Wertschöpfung und einem Zuwachs an Lebensqualität für alle. Umwelt, Naturschutz und »Heimat« können und sollen (!) vom Tourismus profitieren. Also Synergie statt Gegensatz!
Weiterlesen:
Das Zehn-Punkte-Papier des Grünen Tourismus, erarbeitet beim ersten Grünen Tourismusgipfel unter der Leitung von Markus Tressel, MdB (u.a. mit guten Beispielen, sogn. »Leuchtturmprojekten«).
Zum zweiten Grünen Tourismusgipfel im März 2013.
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Eingestellt von Ulrike.