Samstag, 9. Mai 2020

Rede zur Verabschiedung von Olaf von Löwis

Im Rahmen der ersten Gemeinderatssitzung der neuen Wahlperiode hielt Robert Wiechmann eine Rede zur Verabschiedung von Bürgermeister Olaf von Löwis.

Es gilt das gesprochene Wort:

"Lieber Olaf, 

Ich darf Dich heute in meiner bisherigen Doppelfunktion als Fraktionssprecher und Bürgermeisterstellvertreter aus dem Marktgemeinderat verabschieden. Und das, wiewohl ich bis heute nicht verstanden habe, warum Du überhaupt gehst.

Die Antwort darauf hast Du mir versprochen einst geben zu wollen. Ich werde diesbezüglich immer wieder nachhaken, denn unsere Lebenslinien werden sich via Kreistag ja auch weiter berühren. Sie berühren sich übrigens bereits seit 1988, …

Lieber Olaf, ich möchte Dir Dank sagen für die konstruktive Zusammenarbeit der letzten sechs Jahre. Eine Zeit, die ich als ungeheuer anregend und spannend erlebt habe und deshalb niemals missen möchte. Auch wenn ich zugeben muss, dass sie mich in der Kombination mit einem anspruchsvollen Beruf teilweise an meine persönlichen Grenzen gebracht hat …

Zwei Fragen habe ich in diesen sechs Jahren öfters beantworten müssen:

  • „Wie macht Ihr das, dass Ihr im Marktgemeinderat so wenig streitet?“ 
  •  „Warum seid Ihr (Grünen) so nett zum Olaf?“
Ich meine: Nebeneinandergestellt beantworten die Fragen sich selbst und stehen für das Markenzeichen der letzten Wahlperiode und Deinen Führungsstil. Dabei stimmt es gar nicht, dass wir nicht fachlich gerungen hätten. Du stehst für einen Stil, in dem es eben möglich war, dass Du als Bürgermeister mit mir als Deinem Stellvertreter für, die zweite Bürgermeisterin und Dein Fraktionssprecher aber gegen die Geothermie gestimmt haben. Ohne politischen Streit. So muss es doch sein, in der Kommunalpolitik.

Dabei hast Du etwas ganz Einfaches gemacht:

  • Ohne eigene Mehrheit zunächst zwei weitere Fraktionen sehr eng eingebunden. 
  • Mit den auch kulinarisch interessanten Bürgermeistergesprächen neben den Fraktionssprechersitzungen ein neues Gesprächsformat etabliert. Wem Verantwortung übertragen wird, der beißt weniger wahrscheinlich. So einfach ist`s.
Man darf das nicht falsch interpretieren. Da ist nichts entschieden worden, das ist das Vorrecht des Gemeinderates. Aber wir haben wohl für das entsprechende Betriebsklima gesorgt. Du hast damit Stimmungen einfangen, Missverständnisse im Vorfeld ausräumen, Deine Agenda anpassen können. Wir Stellvertreter haben auf niederschwellige Weise ohne großes Tam-tam Ideen direkt einbringen, Möglichkeiten aufzeigen können. Es mag sein, dass Du am Ende am meisten davon profitiert hast. Mir persönlich war und ist das egal, denn entscheidend ist doch, wie es Bundeskanzler Kohl einst formuliert hat, „was hinten rauskommt“. Und das war nicht ganz wenig.

Ich bin Dir persönlich auch dankbar, dass wir über unseren gemeinsamen Beruf auch „Försterliches“ in die Gemeindepolitik tragen konnte. Ob es um die Organisation eines Holzbautages in Holzkirchen ging, der in einen Besuch des Ministers Brunner mündete, die Ehrungen des Bund Naturschutz für naturnahe Waldwirtschaft, die „Wald vor Wild“ - Auszeichnung für die Jagdgenossenschaft Hartpenning … Du hattest diesbezüglich immer ein offenes Ohr, hast Dir Zeit genommen.

Besonders stolz und dankbar bin ich diesbezüglich auf die vielen Entscheidungen des Marktgemeinderates und der Gemeindewerke, dem heimischen klimaneutralen Rohstoff Holz endlich eine wichtige Rolle zuzugestehen: Bei den Kindergartenbauten, den 16 Wohnungen in gemeindlicher Hand, in Verwaltungsgebäuden und dem Turbinenhaus der Geothermie … Holzkirchen ist in den letzten Jahren nicht nur durch gemeindliches Handeln zu einem Mekka des Holzbaus geworden. Und das liegt natürlich auch daran, dass mit Dir ein Förster erster Bürgermeister dieser Gemeinde war. Es versteht sich von selbst, dass niemand mehr als ich bedauert, dass daraus keine Tradition wurde.

Lieber Olaf, zum Schluss möchte ich Dir noch für etwas danken, für das Du nur sehr, sehr bedingt etwas kannst. Aber durch die Konstellation der letzten Wahlperiode hatte ich das Privileg, einen wunderbaren Menschen näher kennen und schätzen zu lernen. Die Freundschaft mit Elisabeth Dasch ist mir eine sehr wichtige geworden. Gerade in den letzten drei Wochen hatte ich manchmal den Verdacht, dass das mit den Freundschaften am Ende vielleicht wichtiger sein könnte, als die Politik. Das möchte ich Dir mahnend mitgeben.

Lieber Olaf, ich wünsche Dir sehr herzlich, dass Du etwas von unseren gemeinsamen Erfahrungen aus Holzkirchen, vor allem der Leichtigkeit der ersten Jahre mit in das Landratsamt nehmen kannst.

Das wird ansonsten kein so leichter Ritt, wie in Holzkirchen.

Lieber Olaf, aber auch liebe Elisabeth: Was bleibt zu sagen?  

Es war mir eine Ehre! 
Bleibt gesund.

Euer Robert Wiechmann