Donnerstag, 5. November 2015

Zu Besuch im Holzkirchner Klärwerk

Fünfzehn Interessierte machten sich auf Einladung des Ortsverbands an einem nebligen Herbstabend auf an den tiefsten Rand des Holzkirchner Gemeindegebiets (»hinter« Fellach).
Dort steht das Holzkirchner Klärwerk, und der Besuch lohnte sich: Der Leiter der Anlage, Markus Spallek, nahm sich fast drei Stunden Zeit, die Anlage detailliert zu erklären.
Die Holzkirchner Anlage hat auch ganz besondere Vorzüge.

Das Holzkirchner Klärwerk wird von der GEA betrieben. Die GEA ist ein Kommunalunternehmen der Gemeindewerke. Die Gemeindewerke sind eine 100%ige Tochter der Marktgemeinde. Das Klärwerk ist also nicht nur für das Abwasser der Holzkirchner (und der Otterfinger und einigen Warngauern) zuständig. Es gehört auch den Holzkirchner Bürgerinnen und Bürgern.

95 km Kanäle und zahlreiche Pumpwerke leiten der Anlage durchschnittlich 3.500 m³ Abwasser pro Tag zu. Das Abwasser verweilt ca. zwei Tage in der Anlage und wird in drei Stufen mechanisch, biologisch und chemisch gereinigt. Über eine vierte Reinigungsstufe (die Pestizid- oder Medikamenten-Rückstände o.ä. entfernen soll) wird gerade nachgedacht.

Wir erfuhren viel über die Geschichte der Holzkirchner Abwasserentsorgung und über die einzelnen Reinigungsstufen.
Wir hörten von speziellen Problemen bei der Aufbereitung: Für eine gute Abwasserqualität müssen die ansässigen Gastronomiebetriebe ihren Fettabscheider regelmäßig warten lassen, ebenso die ansässigen Zahnärzte ihren Amalgamabscheider.

Das Besondere:
Das Klärwerk deckt 90 % seines Strombedarfs und 100 % seines Wärmebedarfs mit Eigenmitteln! – Der durchschnittliche Deckungsgrad liegt in Bayern bei 45 %. Wie macht das Herr Spallek?
Nun, in der biologischen Reinigungsstufe wird das Abwasser mit so genanntem Belebtschlamm versetzt, in dem kleine Mikroorganismen (bei einen Blick durchs Mikroskop lernten wir einige Vertreter kennen: Rädertierchen, Glockentieren usw.) die biologischen Bestandteile im Abwasser abbauen. Diese Mikroorganismen leben nur eine bestimmte Zeit, so dass ständig ein Teil des Klärschlamms entnommen wird. Der »alte« Klärschlamm kommt dann in den Faulturm, wo er unter Luftabschluss gärt. Andere Mikroorganismen wandeln dann die Biomasse des Schlamms in Biogas, ein Gemisch aus Methan und Kohlendioxyd, um.
Damit kann man ein Blockheizkraftwerk (BHKW = Gasmotor mit angeschlossenem Generator) betreiben. Zusätzlich werden dem Klärschlamm auch Enzyme aus einem Pilz zugesetzt. Diese Enzyme können die Zellulose (WC-Papier) aufspalten. Dadurch entsteht deutlich mehr Biogas und es können nicht nur ein sondern zwei BHKWs beschickt werden!
Der Strom aus den beiden BHKWs (eines davon hatte im letzten Jahr sagenhafte 8600 Laufstunden bei Volllast bei 8760 Gesamtstunden im Jahr!) wird im Werk selbst verbraucht und deckt eben jene 90% des eigenen Stromverbrauchs ab. Und durch die ausgeklügelte Konfiguration der Anlagen müssen die GEA auf den Eigenstromverbrauch keine EEG-Umlage zahlen. Die Kosten für zugekauften Strom sind daher vergleichsweise gering.

Was wir noch erfuhren: Hygieneartikel, Wattestäbchen, feuchte Toilettentücher und feste Nahrungsmittelreste gehören nicht ins Abwasser, sondern in den Restmüll bzw. die Nahrungsmittelreste in den Biomüll!

Alles in allem bekamen wir den fundierten Eindruck, dass die Abwassergebühren der Holzkirchner Bürgerinnen und Bürger sowie der Gewerbe- und Industriebetriebe extrem effizient eingesetzt werden. Ohne die Tüftelei der Mitarbeiter dort wären sie sicherlich noch deutlich höher! An dieser Stelle nochmals einen herzlichen Dank an Herrn Spallek und seine Mannschaft für die äußerst interessante Führung und das außerordentliche Engagement im Dienste der Umwelt und der Holzkirchner Bürgerinnen und Bürger!

Die beiden Vorsitzenden des OV Holzkirchen und die Gemeinderatsfraktion zu Besuch in der Kläranlage.
V. li.: Robert Wiechmann, Karl Bär, Markus Spallek (Leiter der Kläranlage), Christian Kaiser, Sabine Schreiber, Ulrike Küster.
Auf der großen Schalttafel sieht man links auch das Einzugsgebiet.
Eine der vier Förderschnecken in der mechanischen Reinigungsstufe.

Weitere interessante Informationen auf der Website der Gemeindewerke Holzkirchen (s. a. Kennzahlen zum Abwasser, Preise usw.) und natürlich auf der Website der GEA Holzkirchen selbst.

Allgemeines zum Thema Kläranlage auch bei wikipedia.

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Im November gibt es viele interessante Termine, gern auch für Nicht-Mandatsträger! Zum Beispiel die Auftaktveranstaltung zur »Ökomodellregion Miesbach« und die Tagung »Nachhaltiges Wirtschaften im Oberland«. Und natürlich ist auch wieder Grüner Montag!

Die aus unserer Sicht wichtigsten Termine haben wir auf der Termin-Website des Grünen Ortsverbands zusammengestellt. Ein Blick lohnt sich.

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