Mittwoch, 1. Juli 2015

Was tut die Marktgemeinde für die Jugend?

Ein Redakteur der Holzkirchner Stimme sprach mit mir eine gute Stunde über Freizeitangebote für Jugendlichen, über das Drogenproblem in Holzkirchen und darüber, wer für die Prävention verantwortlich ist. Herausgekommen ist ein Artikel, in dem ich in einem einzigen, sehr merkwürdigen Satz »zitiert« werde.

Hier meine Meinung zu diesen Punkten, ohne die Verkürzung der »Holzkirchner Stimme«.

Drogen aller Art, legale und illegale, gibt es in Holzkirchen schon sehr lange. Man kann in Holzkirchen – so höre ich von verschiedenen Seiten – alle Arten von Drogen bekommen. Das fängt bei Zigaretten und Alkohol an und geht über Cannabis bis Heroin, Kokain, Crystal Meth usw.

Dieses Drogenproblem nimmt die Marktgemeinde sehr ernst.
Seit langem schon:
  • Auf Gemeinderatsbeschluß wurde ein Streetworker eingestellt, der auch seit Jahren hervorragende Arbeit leistet.
  • Auf Gemeinderatsbeschluß wurden zwei Stellen für psychologische Betreuung in der Mittelschule eingerichtet (für die weiterführenden Schulen ist der Landkreis zuständig).
  • Der Gemeinderat stellt für das Jugendfreizeitzentrum (JUZ) Gebäude und Gelder zur Verfügung (Träger ist der Kreisjugendring).
  • Der Gemeinderat hat VertreterInnen an Runden Tischen mit Streetworker, Polizei, Schulen usw. Die präventive Arbeit wird dort groß geschrieben.
Dies alles zur Prävention und Früh-Behandlung von Suchtproblemen. Um zu verhindern, daß bereits 12jährige rauchen, saufen und illegale Drogen konsumieren.
Damit kann das Problem »behandelt«, aber nicht gelöst werden. Nirgendwo. Da ist Holzkirchen keine Ausnahme.
Der Gebrauch legaler und illegaler Drogen kann zu einer gefährlichen Suchterkrankung führen. Manche Drogen machen u.U. schon beim ersten Mal abhängig. Staat, Berufspolitiker und Mediziner haben weder die gesellschaftlichen noch die medizinischen Probleme lösen können. – Ich habe nicht die Allmachtsphantasie, dies jetzt als Gemeinderätin tun zu können.

Gemeinderat Karli (FWG) glaubt laut Holzkirchner Stimme, das Drogenproblem mit »Einheimischen-Projekten« bewältigen zu können. Ich weiß nicht, was er darunter versteht. Glaubt er, die bösen illegalen Drogen kommen (nur) von außen, von Nicht-Einheimischen? Und glaubt er, daß die bösen Drogen und die Drogenproblematik verschwinden, wenn man nur die Einheimischen richtig fördert (wie auch immer) und die Einheimischen immer brav zusammenhalten?

Der Gemeinderat stellt für ein umfangreiches Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche viel Geld zur Verfügung. Zum Beispiel:
  • Skater-Anlage (rund 400.000 €),
  • Förderung zahlreicher Sport- und Kultur-Vereine mit großartiger Jugendförderung,
  • Millionen-Investitionen in die Sportanlagen und Ausstattungen dieser Vereine,
  • Ferienprogramm,
  • Hallenbad BaTuSa und Eisstadion (für beide Einrichtung sind die Gemeindewerke zuständig, die zu  100% der Gemeinde gehören),
  • Gemeinde-Bücherei.
Außerdem gibt es in Holzkirchen zahlreiche weitere Freizeitangebote, zum größten Teil von der Gemeinde unterstützt. Zum Beispiel:
  • Der Sportplatz an der Baumgartenstraße steht außerhalb der Schulzeiten zur freien Verfügung. 
  • Den Fußballplatz in der Haidroad darf man auch ohne Vereinszugehörigkeit in den trainings- und spielfreien Zeiten nutzen (Aussage des Vorstand Andreas Schmidpeter im Gemeinderat im Juni 2014, siehe auch »Rasensanierung in der Haidroad«). 
  • Auch die Kirchen bieten Möglichkeiten: Jugendangebote der Evangelischen Kirche, Pfadfinder der katholischen Kirche.
  • Jugendliche können in Holzkirchen Theater spielen, Musik aller Art und Sport aller Art machen.
  • Jugendliche können sich in politischen Parteien engagieren.
Und schließlich hat man – auch als Jugendlicher – die Möglichkeit, mal einfach nichts zu machen. Chillen, lungern, abhängen, wie auch immer man es nennt. Kann ja auch mal ganz schön sein – und auch sehr sinnvoll. Denn es fördert die Kreativität und schützt vor Burnout, und kann damit auch drogenpräventiv sein.

Obwohl es bereits einen Boulderraum gibt: Ein Kletterzentrum oder sogar eine Multifunktionshalle, wie Herr Karli vorschlägt, mag eine gute Ergänzung sein, wird aber ganz bestimmt nichts am Drogenproblem ändern. Und: Ob man bei der Nutzung all dieser Freizeitangebote völlig unbeleckt von (legalen) Drogen bleibt, sei dahingestellt.

Bin ich als Gemeinderätin, ist der Gemeinderat verantwortlich?
Auch wenn es unpopulär klingt: Solange keine ausgesprochene Suchterkrankung vorliegt ist zu allererst der- oder diejenige, die die Drogen absichtlich konsumiert, dafür verantwortlich. Jugendlicher wie Erwachsener.
Wenn es sich um illegale Drogen handelt, ist er auch gegenüber dem Gesetzgeber verantwortlich.

Natürlich spielt das familiäre Umfeld eine große Rolle, der Freundeskreis, die Lebenswelt, und auch die persönliche Anfälligkeit für eine Suchterkrankung.
Auch Staat und Kommunen können einiges tun um die Bedingungen für ein stabiles Umfeld zu schaffen. Zum Beispiel, wie in Holzkirchen der Fall, Personal und Geld für die Präventionsarbeit zur Verfügung stellen. Alternativen anbieten. Siehe oben.
Im Rahmen der Möglichkeiten, die ich als Gemeinderätin habe, nehme ich meine gesellschaftliche Verantwortung wahr.

Die Gemeinde sucht übrigens – auf Initiative der Gemeinderäte Karl Bär (Bündnis 90/Die Grünen) und Sebastian Franz (CSU) – zwei Jugendbeauftragte (siehe »Holzkirchen sucht Jugendbeauftragte«). Dem Gemeinderat ist wichtig, daß die Interessen der Jugendlichen vertreten werden.

Über Vorschläge, was der Gemeinderat über das bereits Laufende hinaus noch tun kann, freue ich mich.

Alle Posts zu Jugend, Sport und Vereine.

P.S. Immer wieder gewünscht wird ja auch eine Disco zur Erweiterung des Freizeitangebots. Daß die nicht zur Drogenprävention geeignet ist, scheint auch den Freien Wählern einzuleuchten. Zumindest wurde sie nicht in diesem Zusammenhang erwähnt.

Zum Artikel in der Holzkirchner Stimme: »Es gibt keine drogenfreie Schule«.

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