Freitag, 24. April 2015

Stop Fracking! Claudia Stamm in Holzkirchen

Mit gut 60 Menschen sprach Claudia Stamm im Foolstheater in Holzkirchen über »Fracking«. Im zuvor gezeigten Film wurde ein beängstigendes Szenarium gemalt: Erdbeben, verseuchtes Grundwasser. Erdgas in Wasserleitungen.
Wie ist die Situation in Bayern?
Was hat Fracking mit Geothermie zu tun?

In Deutschland ist Fracking längst angekommen. Seit 1961 wurden bundesweit etwa 300 »Fracks« durchgeführt, die meisten davon in Niedersachsen. In Bayern sind Fracks – zur wissenschaftlichen Untersuchung – jetzt im Weidener Becken erlaubt.
Es gibt jedoch auch in unserer Region neue Claims, in einem liegt Holzkirchen. Die Firma »Terrain Energy« hat ihn sich gesichert. Es bestehe aber, so Claudia Stamm, keine Gefahr des Frackings, weil die Gesteinsschichten dazu nicht geeignet seien.

Trotzdem: In Zeiten der Energiewende ein unbegreiflicher Unfug, durch Ausweisung von Claims die fossilen Brennstoffe zu fördern. Christian Kaiser, Ortsvorsitzender der Grünen: »Wenn man die Erderwärmung auf zwei Grad beschränken will, müssen zwei Drittel des vorhandenen Erdgases und Erdöls im Boden bleiben«, zitierte er eine Studie des IPCC. Die Bayrische Regierung aber verhindere die regenerativen Energien wo es nur möglich sei.

Der Gemeinderat wurde – im Rahmen des Geothermie-Projekts – von der Firma Erdwerk ausführlich über Fracking informiert. Ich fasse hier kurz zusammen.

Wo wird Fracking eingesetzt?
Zur Förderung von Erdgas aus »unkonventionellen Lagerstätten«. Dort ist das Erdgas nicht als Riesenblase zu finden, sondern in vielen kleinen Hohlräumen im Gestein eingelagert. Es steigt also nach der Bohrung nicht von selbst an die Oberfläche. Mit hohem Druck wird ein »Fracking-Fluid« eingepresst, so daß das Gestein aufbricht.

Fracking-Einsatz in der Geothermie
Gibt es. Zum Beispiel in Basel und im Elsaß. Heißes, trockenes Gestein wird mit »hydraulischer Stimulation« durchlässig gemacht. Das Netz von Rissen, das mit hohem Druck erzeugt wird, dient als Wärmetauscher für das eingepresste kalte Wasser, das nach der Erhitzung wieder nach oben gepumpt wird. Diese Methode heißt Hot-Dry-Rock-System und wird bei der »petrothermalen Geothermie« angewendet. Sie kommt in Holzkirchen aber nicht zum Einsatz!

In Holzkirchen: Hydrothermale Geothermie
Hier wird das bereits in der Tiefe vorhandene Wasser genutzt. Das Gestein ist porös wie ein Schwamm und voll mit Wasser. Das Wasser wird an die Oberfläche geholt und nach der Wärmeabgabe sofort wieder zurückgeleitet. Dort fließt es in die natürlich vorhandenen Risse und Poren und nimmt die Wärme des tiefen Untergrunds wieder auf. Unser Geothermieprojekt darf also nicht mit Fracking in einen Topf geworfen werden.

Bohrloch-Stimulation
Eine solche wird auch in Holzkirchen erforderlich sein. Im tiefsten Abschnitt, also dort, wo das Wasser in das dort löchrige Rohr einströmen soll, muß dieses Rohr gereinigt werden. Das feine Kalkmehl des Malms würde sonst ja sonst die feinen Löcher verstopfen. Das geschieht mit 15%iger Salzsäure. Sie wird »einzirkuliert«, also nicht mit hohem Druck verpreßt. Sie reagiert mit dem Kalk und wird dadurch neutralisiert. Ein Vorgehen, wie man`s im Haushalt bei der Reinigung des Wasserhahns kennt.

Zurück zum Fracking.

Umweltrelevante Aspekte des Frackings
  • Zur Ausbeutung einer Lagerstätte ist ein dichtes Netz an Bohrungen erforderlich.
  • Dadurch entsteht eine erhöhte Verkehrsbelastung und Industrialisierung der Landschaft.
  • Der Umgang mit den Chemikalien ober- und untertage ist problematisch, ebenso die Entsorgung des »Flowbacks« (Rückfluß des Fracking-Fluids).
  • Fracking-Fluide können bei mangelnder »Bohrlochintegrität« ins Grundwasser gelangen.
  • Der Wasserbedarf ist sehr hoch. 
  • Gefahr von Erdbeben durch die gewollte Rißbildung während des Frackens.
Das »Fracking-Fluid« – eine brisante Mixtur
Was wird da eigentlich mit hohem Druck in die Tiefe gepresst? Vor allem Wasser. Mit Additiven, die 0,5 bis 1 % ausmachen. Das sind Biozide, Gele zur Erhöhung der Viskosität und Brecher zur späteren Verringerung der Viskosität, das sind Korrosionsschutzmittel, Reibungsminderer (Latexpolymere!), Schaumbildner, Ablagehemmer, und noch einiges andere mehr. Bei wikipedia findet man eine Liste.

Claudia Stamm, MdL, und Christian Kaiser, Vorsitzender des OV Holzkirchen, der das Gespräch moderierte und als Energie-Experte zum Gelingen des Abends beitrug.

Zum Bericht im Holzkirchner Merkur.

Der Film »Gefährliche Gier« ist übrigens auch auf youtube zu sehen (zwei Teile).

Alle Posts zu Geothermie.
Viele Informationen zur Geothermie auf der Website der Gemeindewerke Holzkirchen.

Zum Thema »Energiewende« hier noch ein guter Artikel in der taz: Der Kampf um die Kohle.
Achtung Ironie: So schaffen wir die Energiewende bestimmt ...