Die aktualisierte Planung
Die Straßenbauverwaltung Rosenheim informierte die Holzkirchner Bürgerinnen und Bürger über den aktuellen Stand in Sachen Südumgehung.
Dabei blieb noch vieles im Vagen: Aufgezeigt wurden zwei mögliche »Korridore« auf einer »Raumwiderstandskarte« im Süden von Holzkirchen; die B 318 soll entweder zwischen Marschall und Lochham oder südlich von Lochham »höhenfrei« erreicht werden (»höhenfrei« = »kreuzungsfrei« = Brückenbauwerk, siehe wikipedia).
Rückblick
Diskussionen um eine mögliche Südumfahrung waren bisher immer stark durch Emotionen geprägt. Gesucht wurde der »Heilsbringer«, der Holzkirchen von »bösem« Verkehr entlasten sollte.»Guter« Verkehr aber sollte weiterhin möglichst ungehindert Geld nach Holzkirchen bringen.
Namentlich von der CSU und den Freien Wählern wurde dieser »Heilsbringer« in einer ortsfernen Südumgehung gefunden. Eine wirklich tragfähige Fachplanung gab es dafür nie. Hoffnungen wurden geschürt, innerörtliche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung nicht einmal mehr angedacht. Über einen Ratsentscheid wurde gar der Eindruck erweckt, Holzkirchen selbst könne über den Straßenbau und den Trassenverlauf einer Südumfahrung – samt einem »Bahnhaltepunkt Holzkirchen Süd« bestimmen.
Mahnende Stimmen, waren sie auch noch so qualifiziert, wurden schlicht nicht gehört, die Argumente der Gegner der ortsfernen Trasse als Unsinn abgetan.
Ein Fehler.
Denn die nun von der Fachbehörde dargestellte Faktenlage entspricht so ziemlich genau den Argumentationslinien des »Aktionsbündnisses gegen die ortsferne Südumgehung« – gebildet u.a. durch den Ortsverband der Grünen, den Bund Naturschutz und die Bürgervereinigung gegen die Umgehungsstraße.
Die Fakten
Bei der Südumgehung handelt es sich um eine Bundesplanung. Im Blickpunkt des Bundes stand und steht immer nur die Frage, wie der Verkehr schneller zur Autobahn geleitet werden kann. Das Wohl und Wehe Holzkirchens ist aus Sicht des finanzierenden Bundes nicht Gegenstand der Debatte. Das ist wichtig zu verstehen, wenn es um die nun vorgeschlagenen Korridore geht.
Das Verkehrswesen in Deutschland ist chronisch unterfinanziert. Maßgeblich für die Realisierung von Projekten ist der Bundesverkehrswegeplan. Die Südumfahrung Holzkirchen wurde und wird hier als »weiterer Bedarf« geführt. In dieser Kategorie liegt die Realisierungschance normalerweise bei nahe Null.
Vor drei Jahren erteilte Bundes-Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) den rechtlich möglichen Planungsauftrag und die Befürworter der ortsfernen Südumfahrung wähnten sich auf der Gewinnerspur. Die Straßenbauverwaltung und ging mit der recht konkreten Planung für eine ortsferne Südumgehung in die Vorbereitungen zu einem Planfeststellungsverfahren.
Wir leben in einem Rechtsstaat. Daher passierte nun, was passieren musste:
Die zuständigen Behörden stellten fest, dass der Trassenverlauf nicht genehmigungsfähig ist.
Die Regierung von Oberbayern meldete schwere naturschutzrechtliche Bedenken an.
Die wären nur heilbar, wenn es keine zumutbaren Alternativen gäbe. Deshalb mussten die Fachleute von der Straßenbauverwaltung von Neuem ran: Alternativen prüfen.
Und damit sind wir beim Ist-Stand:
Die Überprüfung ergibt schwere naturschutzfachliche Bedenken gegen die ortsferne Trasse (= zu hoher Raumwiderstand).
Eine weitere Prüfung ergibt: Es gibt (ortsnahe) Alternativen zu der ortsfernen Südumgehung.
Die ortsferne Südumgehung ist deshalb nicht genehmigungsfähig!
Aber: Zwei ortsnahe Korridore werden als rechtlich abgesicherte Fachplanung benannt.
Eine mögliche Südumfahrung ist derzeit weiterhin nur »weiteren Bedarf«.
Eine Chance auf Realisierung besteht nur, wenn politische Zustimmung der beiden betroffenen Gemeinden Holzkirchen und Warngau signalisiert wird und die Hochstufung in den »vordringlichen Bedarf« gelingt.
Was ist mit Hartpenning und Kurzenberg?
Für Erstaunen sorgte natürlich bei manch einem die Tatsache, dass sich der Bund nun nicht mehr um Hartpenning und Kurzenberg »kümmert«. Die Wahrheit ist: Das war noch nie anders, da sich der Bund nur um die möglichst schnelle Anbindung an die Autobahn sorgt. Nun eben mit einer ortsnahen Trasse, die aus Sicht des Bundes den gleichen Zweck erfüllt.
Als »Zuckerl« bieten die Fachleute der Straßenbauverwaltung nun an, zwei rechtlich abgetrennte Umfahrungen von Kurzenberg und Hartpenning zu beantragen. Die aber sind noch nicht einmal im »weiteren Bedarf« des Bundesverkehrswegeplans!
Politsche Einschätzung der Holzkirchner Grünen
Die frohe Botschaft lautet:
Das flächenfressende Monster namens »ortsferne Südumgehung« ist endgültig Geschichte. Und das ist gut so! Der einzigartige Naturraum um das Thannholz bleibt ebenso erhalten, wie das wunderschöne Naherholungsgebiet zwischen Sufferloh und Hartpenning, die Langlaufloipe Hartpenning und die Sportanlagen. Dafür haben viele Menschen lange und intensiv gekämpft. Unter anderem auch »Die Zwei«. Wir dürfen uns also riesig freuen!!
Die jetzt vorgelegte Grobplanung – wie gesagt, zwei »Korridore« auf der sogenannten Raumwiderstandskarte – zeichnet sich dadurch aus, dass eine (bevorzugte nördliche) ortsnahe Trasse in einem naturschutzfachlich wesentlich weniger sensiblen Gebiet liegt, wesentlich kürzer ist und damit der mit dem Bau verbundene Flächenverbrauch wesentlich geringer wäre.
Eine ortsnahe Umfahrung lehnen wir Grünen daher nicht grundsätzlich ab.
Sie böte die Chance auf eine innerörtliche Verkehrsberuhigung, bis hin zu einer Fussgängerzone.
Wenn denn die Gemeinde bereit wäre, selbst Maßnahmen zur Verkehrssteuerung zu ergreifen!
Für diesen Fall böte sie eine echte Chance auf dauerhafte Versöhnung zwischen den bisherigen Lagern.
Wir werden die Entwicklung also gewohnt aktiv begleiten und uns keinesfalls in das »Verhinderungseck« stellen lassen. Da stehen andere, die sich über viele Jahre an einer nicht genehmigungsfähigen Trasse festgebissen hatten.
Südumfahrung.
Mehr Informationen in unserer Zeitungsartikelsammlung und auf der Website des Ortsverbandes.
Zu den Berichten in der Holzkirchnerei und im Holzkirchner Merkur.
Zum aktuellen Post.